Friedrich Karl Ströher

Auf dem Weg zum Ströher-Treppenhaus am Herzog-Johann-Gymnasium

In Kooperation mit der Friedrich-Karl-Ströher Stiftung soll am Herzog-Johann-Gymnasium ein einzigartiges und auf mehrere Jahre angelegtes Projekt entstehen. Ein ganzes Treppenhaus soll Schülern, Lehrern und Eltern die Möglichkeit geben, in Kontakt mit dem Maler aus der eigenen Heimat zu treten – in Form von Informationsmaterial und vor allem Schülerarbeiten zu und im Stil von Ströher.

Gestartet wurde das Projekt nun in den beiden Grundkursen in Bildender Kunst in Klassenstufe 12 unter der Leitung von Frau Georg und Frau Werschke. Beinahe vierzig Schülerinnen und Schüler sind derzeit an dem Projekt beteiligt und arbeiten engagiert an der Umsetzung.

Am Anfang stand die Beschäftigung mit dem Maler im theoretischen Unterricht, denn vielen Schülerinnen und Schülern ist Ströher bisher kein Begriff.

Die Geschichte – und auch die Kunstgeschichte – hat häufig den Hang zu großen Namen. Wichtige Künstlerpersönlichkeiten und Charaktere, Wegbereiter neuer künstlerischer Strömungen und Stile, wie die Genies der Renaissance oder die Querdenker der Moderne prägen in der Regel den Kunstunterricht.

Für die Schüler der Jahrgangsstufe 12 stellte sich daher zu Beginn der Beschäftigung mit Ströher die Frage: Warum über jemanden sprechen, den außerhalb des Hunsrücks kaum jemand kennt? Die Irritation der Schüler steigerte sich noch, nachdem sie den Dokumentar-Film über Ströher sahen, der auch im Hunsrück-Museum zu sehen ist. Denn den Schülern wurde bewusst, dass Ströher, wie so viele Künstler, ein sehr zerrissener Mensch war, der seinem Erfolg auch teilweise durchaus selbst im Weg stand, obwohl er großes künstlerisches Talent besaß, verschiedene Stilrichtungen und Werkstoffe beherrschte und sogar Kontakte zu den Kunstgrößen seiner Zeit knüpfen konnte.

Und doch lohnt sich die Beschäftigung mit dem vermeintlich gescheiterten Künstler. Sie lohnt zum einen schon aufgrund der großen Werkfülle, die dem Hunsrück-Museum als vollständige Sammlung vorliegt. Allein die Menge ist für ein Künstlerleben erstaunlich. Zum anderen lassen sich an dem Beispiel Ströher exemplarisch verschiedenste Kunstrichtungen erarbeiten, von der dekorativen Malerei des Jugendstils über Einschläge aus Realismus und Impressionismus bis hin zum Expressionismus. Und letztlich kann Ströher als ein Beispiel für die überwältigende Mehrheit von Künstlern stehen, die den Sprung zu den großen Namen der Geschichte – aus den unterschiedlichsten Gründen – nicht geschafft haben. Es gehört zu den grausamen Wahrheiten des Lebens, dass Talent allein manchmal nicht ausreicht, um Erfolg zu haben.

Ergänzend zur theoretisch-kunsthistorischen Auseinandersetzung steht im Kunstunterricht immer auch die eigene Praxis der Schüler im Mittelpunkt. Diese wurde mit Bezug zu Ströher zunächst in einfühlsamen Aquarellen erprobt, die teilweise eigene Motive im Stil Ströhers enstehen ließen, teilweise als Ausdruck der direkten Beschäftigung mit dem Künstler und seinem Werk zu Kopien von Ströher-Malereien führten. Die Schüler setzten sich dabei ganz bewusst mit seiner Malweise, seiner Technik und seiner Herangehensweise an Motive auseinander. Die Ergebnisse wurden prominent vor dem Lehrerzimmer und dem Sekretariat ausgestellt und waren über mehrere Wochen dort ein Anziehungspunkt für Schüler, Lehrer und Besucher des HJG.

Nun folgt die Gestaltung des Treppenhauses mit großflächigen Acrylmalereien auf schweren, feuerfesten Holzplatten. An eigenen Motiven wird die Malweise Ströhers weiter erprobt. Es entstehen Bilder in den klassischen Gattungen Portrait, Landschaft und Stilleben, in welchen auch Ströher vornehmlich gearbeitet hat. Ergänzt durch Informationsmaterial soll so das Treppenhaus, durch das insbesondere die oberen Kunsträume der Schule erreicht werden, zu einem Ort werden, der zum Anschauen, Umschauen und Hinschauen einlädt und den Blick für die Arbeit des Hunsrücker Künstlers öffnet. Mit dem Engagement der  Schülerinnen und Schüler aus den beiden Grundkursen der MSS 12 beginnt nun dieses ehrgeizige Projekt.