Zwischen Klimakrise und Klimagerechtigkeit – Podiumsdiskussion am HJG
Trotz tropischer Temperaturen war die Aula des Herzog-Johann-Gymnasiums in Simmern am Dienstag, den 27.08.2019, gut besucht: Nahezu 200 Menschen kamen, um der Podiumsdiskussion im Rahmen des „SWR1 – Leute spezial“ unter dem Thema „Zwischen Klimakrise und Klimagerechtigkeit – Finden wir faire Lösungen?“ beizuwohnen. Auf der Bühne diskutierten der umweltpolitische Sprecher der CDU Rheinland-Pfalz Michael Billen, der Wirtschaftswissenschaftler und Autor David Nelles, der Blogger und Nachhaltigkeitsexperte Matthias Heck, die Psychologin und Scientists For Future-Aktivistin Dr. Esther Brendel und der Schüler und Fridays For Future-Aktivist Tim Frey. Eineinhalb Stunden lang debattierten die Experten sowie das Publikum angeregt und äußerst kontrovers über CO2-Steuer, Agrarwende, Konsum, die Pflichten der Politik und die Macht der Verbraucher.
Zunächst stellten einige Schüler, die zusammen mit dem SWR die Veranstaltung vorbereitet hatten, ihre Statements zum Thema Klimawandel vor.
Unter der Leitung von Moderatorin Claudia Deeg begann die hitzige Diskussion, die sich zunächst mit der Notwendigkeit von Verboten, Anreizen und allgemein der Aufgaben der Politik beschäftigte. Einen weiteren Schwerpunkt stellte die Frage, ob klimaneutrales Verhalten wohlstandsbedingt sei, dar. Zwar stimmt es, dass klimaschonendes Handeln meist kostenaufwändiger ist, jedoch waren die meisten Diskutierenden der Meinung, dass die Mehrheit der Gesellschaft in der Lage ist, sich einzuschränken und so durch ihr bewusstes Handeln positive Veränderungen herbeiführen zu können. Im Rahmen der Sozialverträglichkeit wurde außerdem die von Klimaaktivisten geforderte CO2– Steuer thematisiert. Ein angesprochener Lösungsansatz von David Nelles und Tim Frey war eine feste, zusammen mit der neuen Steuer eingeführte Klimaprämie, die jeder Haushalt bekommen solle. Dadurch könnten wirtschaftlich Schwächere entlastet werden und die Akzeptanz in der Bevölkerung steigen.
Zu dem Themenbereich Landwirtschaft wurde vor allem über zu hohen Fleischkonsum gesprochen. Dieser stellt einen der bedeutendsten Gründe für den Klimawandel dar. Eine mögliche Lösung könnte hier die Subventionierung der Agrarbetriebe nach ökologischen Richtlinien statt wie bisher nach Größe sein. Zum Beispiel könnte dabei die eigene Futterproduktion gefördert werden, damit weniger Soja importiert bzw. angebaut werden müsste – der Sojaanbau ist einer der Hauptgründe für die Regenwaldabholzung.
Abschließend konnte man nach der Diskussion die Frage „Finden wir faire Lösungen?“ mit einem „Ja“ beantworten, sofern folgende Voraussetzungen erfüllt werden: Die politisch Verantwortlichen müssen erkennen, dass ein Großteil der Bevölkerung grundsätzlich bereit für einen Konsumverzicht wäre. Dafür sei jedoch ein Zusammenwirken von Politik, Wirtschaft und Verbrauchern notwendig. Um langfristig gerechte und wirksame Lösung zu finden, muss sowohl die Politik einen Rahmen setzen und sich engagieren, als auch die Bevölkerung im Alltag auf ein bewusstes, klimaschonendes Verhalten achten: „Wir können es schaffen und die Klimaziele erreichen, wenn wir entsprechend handeln!“, meint der Schüler Tim Frey.
Die Podiumsdiskussion war ein Erfolg, denn durch solche öffentlichen Veranstaltungen finden die Menschen Gelegenheit, sich mit dem wichtigen Thema Klimakrise auseinanderzusetzen, sich die Problematik ins Bewusstsein zu rufen und so auf Dauer etwas zu verändern.