1700 Jahre jüdisches Leben im Hunsrück- Ausstellung zum Holocaust am HJG
Wir feiern 2021 das Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Doch wie kann dieses Thema für Schüler sichtbar und erlebbar gestaltet werden?
Am HJG wurden dazu mehrere besondere Projekte geplant.
Angefangen hat es mit einer Online-Schaltung, hier waren die 9, und 10. Klassen eingebunden. Sie konnten am Bildschirm jüdische Zeitzeugin Henriette Kretz erleben, wie sie ihre Lebensgeschichte, die von Ausgrenzung, Flucht und Verlust geprägt war, eindrücklich schilderte und in einem zweiten Schritt ihr über einen Chat Fragen stellen.
Ein zweiter Höhepunkt ist im Dezember die Ausstellung „Einige waren Nachbarn“ gewesen.
Schülerinnen der 12. Stufe berichten folgendermaßen von diesem Ereignis:
Im November und Dezember 2021 wurde von der Synagoge in Laufersweiler in Zusammenarbeit mit dem United States Holocaust Memorial Museum in Washington die mobile Ausstellung „Einige waren Nachbarn. Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ an sechs verschiedenen Schulen vorgestellt. Vom 13. -15.Dezember 2021 fand der letzte Turnus der Ausstellungsreihe am HJG statt.
Christof Pies und Carolin Manns klärten Schüler/innen aller Jahrgangsstufen über den Holocaust, auch Shoa genannt, und das jüdische Leben auf. Im Fokus stand der Alltag von Juden hier im Hunsrück.
Eröffnet wurde die Ausstellung am Montag, den 13. Dezember in der Aula des HJGs. Zahlreiche Lehrkräfte sowie die Jahrgangsstufe 12 als Repräsentant/innen der Schulgemeinschaft begrüßten die Organisatoren herzlich. Begleitet und umrahmt wurde die Veranstaltung durch den Musikleistungskurs der 11. Stufe mit zwei jüdischen Stücken.
In einem ausführlichen Vortrag hat Christof Pies mit den typischen Vorurteilen über Juden aufgeräumt und erklärt, warum so viele Menschen der Rassenideologie der Nationalsozialisten gefolgt sind und somit der Holocaust überhaupt möglich war.
Dazu hatte man die Möglichkeit verschiedene Ausstellungsstücke, zum Beispiel Einrichtungsgegenstände von Juden, eine Kippa, einen Davidstern oder einen jüdischen Pass aus der NS-Zeit zu betrachten.
Es wurden viele Motive und Spannungen in der Gesellschaft präsentiert, die das Handeln der
damaligen Bevölkerung beeinflussten. Neben Gründen wie Gleichgültigkeit, Antisemitismus, Gruppenzwang oder der Angst vor Ansehensverlust in der Gesellschaft spielte auch der materielle Gewinn eine Rolle, denn oftmals wurde das Eigentum von Juden willkürlich ver-steigert.
Allerdings zeigte die Ausstellung auch positive Beispiele, wie Menschen sich damals gegenseitig geholfen und unterstützt haben, statt sich zu verraten. Das zeigt uns, dass auch in solch schwierigen Zeiten Nächstenliebe und Menschlichkeit nicht ganz verloren gegangen sind und Widerstand eine Alternative zu Kooperation und Täterschaft war.
Mehrere Plakate mit kurzen Textbeispielen und Bildern verdeutlichten den Schülern/innen das jüdische Leben. Filmmaterial und historische Fotografien aus der Rhein-Hunsrück-Region stellten eine Verbindung zwischen der Vergangenheit, den Verbrechen der NS-Zeit und unserer heutigen Heimat her. Durch interaktive Workshops haben sich die Schüler /innen im Klassenverband intensiv mit der jüdischen Kultur beschäftigt. Auch die frühere Synagoge in Simmern wurde durch eine Animation wieder zum Leben erweckt. Noch heute kann man die Synagoge in Laufersweiler besichtigen und sich dort über das jüdische Leben im Hunsrück informieren.
Vielen Schülern/innen wurde erst durch diese Informationen so richtig bewusst, dass der Holocaust und Judenhass auch in ihrer Heimat präsent war. Die Ausstellung war ein wichtiger Beitrag, der das Verständnis für das Judentum und den Holocaust förderte.
„Nun hat mein theoretisches Wissen Bilder bekommen und mir einen eindrücklichen emotionalen Zugang zu diesem Thema geschaffen“, berichtete eine andere Schülerin.
Weitere geplante Veranstaltungen im Schuljahr sind unter anderem eine Lesung im März 2022 mit Dr. Karl Werner, der drei relevante Bücher aus der Longlist des Deutschen Buchpreises 2021 vorstellt, Befähigungen von Schülern/innen zu Courage-Scouts, die Erstellung und Präsentation von Anschauungsmaterial zu den großen Weltreligionen, ein Festabend zum Thema Judentum und vielen einzelnen Projekten im Religions- und Ethikunterricht der Klassen 5-13 und in der Projektwoche zum Abschluss des Schuljahres.
Zudem gibt es Vorbereitungen, den Schülern und Schülerinnen des HJG direkte Begegnungen mit jüdischen Persönlichkeiten zu ermöglichen: Dazu erwartet die Schulgemeinschaft im Frühjahr des Jahres 2022 den Besuch der Zeitzeugin Henriette Kretz. Außerdem sind Kontakte geknüpft worden zur Organisation „Meet a Jew“, auch hier wird es zu einem direkten Austausch mit zwei jungen jüdischen Menschen kommen.
Gesponsert wird dieses Projekt vom Ministerium für Bildung, der Volksbank Hunsrück-Nahe, der Kreissparkasse Rhein-Hunsrück, der Stadt Simmern und der Gilanyi-Stiftung.