Bis zum Nordkap und zurück
Nachdem uns Ende März sieben SchülerInnen und eine Lehrerin der „Hammerfest videregående skole” in Simmern besucht hatten und unser Projekt „Jugend und Demokratie“ erfolgreich gestartet war, machte sich Anfang Mai eine zehnköpfige Gruppe des HJG auf den langen Weg zum Gegenbesuch nach Nordnorwegen.
Hammerfest, das etwas nördlich des 70. Breitengrades liegt, erreichten wir bei noch winterlichem Wetter. Bereits auf der ca. 90minütigen Fahrt mit der Fähre von Alta konnten wir die faszinierenden schneebedeckten Inseln und Felsen des Nordmeeres bewundern. Am Ziel wurden wir sehr herzlich von unseren norwegischen PartnerInnen empfangen, die in den darauffolgenden sieben Tagen ein überaus gelungenes Programm mit einer guten Mischung aus Projektarbeit, touristischen Erkundungen und sonstigen Freizeitaktivitäten für uns organisierten.
Ein besonderes Highlight war dabei sicherlich unser Tagesausflug, der mit einer frühmorgendlichen Fahrt auf einem Schiff der Hurtigruten begann. Nachdem wir bei tollem Wetter die spektakuläre Küste und Inselwelt kennenlernen durften, fuhren wir von Honningsvåg aus durch eine tief verschneite Landschaft zum Nordkap, einem der Touristenmagnete der Gegend. Auf dem Rückweg durften wir einige Stunden in der Hütte eines unserer Austauschpartner an einem Fjord verbringen. Dort wurden wir nicht nur lecker bekocht, sondern erhielten auch Einblicke in das Wochenendleben vieler Norweger und bewunderten Schneemobile und Quads.
Wer wollte, konnte sogar einen Ausflug mit einem kleinen Motorboot unternehmen. Natürlich hatten wir – nicht nur an diesem Tag – diverse Begegnungen mit den Rentieren, die gerade von den Bergen in die Täler wandern, wo sie frisches Futter finden können, und die sich überall frei bewegen dürfen.
Im Rahmen der Projektarbeit erhielten wir u.a. Einblicke in das politische System Norwegens und lernten die Arbeit der dortigen SV und des Jugendparlaments kennen. Strukturen wurden verglichen, Themen und Vorgehensweisen diskutiert und Anregungen für die SV-Arbeit daheim mitgenommen. Am eindrücklichsten blieb uns jedoch der Zeitzeugenbericht von Tarjei J. Bech in Erinnerung. Im Juli 2011 nahm er als Mitglied der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Partei an einem Sommercamp auf der Insel Utøya in der Nähe von Oslo teil. Dort wurde er Augenzeuge, als der rechtsradikale Anders Breivik als Polizist verkleidet 69 Jugendliche und junge Erwachsene erschoss. Bech selbst überlebte schwerverletzt und hat es sich zur Aufgabe gemacht, als einer der bedeutendsten Politiker der Region Finnmark, Vorträge über das zu halten, was er erlebt hat, um junge Menschen für die Bedrohungen der Demokratie zu sensibilisieren.
Den krönenden Abschluss unserer gemeinsamen Aktivitäten bildete ein Burgeressen mit anschließendem Bowlingturnier. Als wir die Fähre zum Flughafen bestiegen, waren sich alle Beteiligten einig, nicht nur viel über die Möglichkeiten zur politischen Partizipation in den beiden Ländern erfahren zu haben, sondern v.a. auch gute Freunde gefunden zu haben und den Kontakt halten zu wollen. Was für eine gelungene Fahrt!