22 Nov 2021

Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht in Simmern  

In Gedenken an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 kamen rund 100 Menschen am Abend des 10. Novembers zum Gottesdienst auf dem Simmerner Schlossplatz zusammen. Im Rahmen des Projekts „1700 Jahre jüdischen Lebens in Deutschland“ der Fachschaft Religion / Ethik am Herzog-Johann Gymnasium „Einige von ihnen waren Nachbarn“ waren auch einige Schüler des HJGs anwesend und haben ihre Anteilnahme gezeigt.

Die Gedenkstunde wurde von mehreren Pfarrern aus dem Arbeitskreis christlicher Kirchen in Simmern gestaltet: Pfarrer Heß gestaltete die Feier, Pfarrer Schultz trug die Fürbitten vor, die die Gefühle, die wir bei der Erinnerung an die grausamen Geschehnisse empfinden, in die richtigen Worte fassten.
„Oft stehen wir in der Versuchung, die Vergangenheit vergessen zu wollen.
Manchmal verdrängen wir das Gestern, um allein im heute zu leben.
Wir bitten um den Mut zur Erinnerung,
Damit aus der Geschichte Widerstand erwächst gegen alle Menschennot der Gegenwart.“

Gast war der Jude Moshe Oppenheimer aus Frankfurt, der über seine Familiengeschichte und seine eigenen Erfahrungen berichtete. Obwohl er nach der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Israel geboren wurde, hatten die schrecklichen Ereignisse auch auf sein Leben Auswirkungen.
Später erzählte er uns in einem persönlichen Gespräch, wie rund 80% seiner Klassenkameraden aufgrund des Völkermordes ohne Großeltern oder sogar Tanten und Onkel aufwuchsen. Da viele Menschen oftmals also gar keine Familienmitglieder mehr hatten, lebten sie in sogenannten Kibbuze, jüdischen Siedlungen, in denen sie Gemeinschaft suchten. In den Kibbuze konnten sie sich gegenseitig unterstützen, sodass die vorher völlig fremden Menschen zu einer neuen Familie zusammenwuchsen.
Auf die Frage, ob er die Kippa im Alltag trage, antwortete Herr Oppenheimer, dass er sie außerhalb seiner religiösen Gemeinschaft vorsichtshalber ablege, da er sich vor antisemitischen Reaktionen fürchte.

Es ist wichtig, sich solche Tatsachen vor Augen zu führen und sich bewusst zu machen, dass Judenhass auch heute noch präsent ist. Die Geschichte darf, selbst wenn die Erinnerung daran schmerzt, nicht vergessen werden.

Moshe Oppenheimer hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich aktiv dafür einzusetzen, dass die Vergangenheit nicht vergessen oder verdrängt wird und dass Extremismus und Antisemitismus durch Dialog und Aufklärungsarbeit Einhalt geboten wird.