„Hass und Versöhnung“ – Ein Thema, das uns alle betrifft
Am Freitag, dem 03. Juni 2022, hielt der Hunsrücker Auto Reiner Engelmann vor den 9. Klassen des Herzog-Johann Gymnasiums eine Lesung zu seinem Roman „Hass und Versöhnung“. In dieser Autorenlesung wurden die schwierigen und zugleich auch sehr wichtigen Themen des Rassismus, Antisemitismus und der Diskriminierung aufgegriffen und ausführlich besprochen.
Engelmanns größtes Anliegen liegt darin, die Geschichten von überlebenden Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges niederzuschreiben, um zu verhindern, dass die Schrecken dieser Zeit in Vergessenheit geraten oder sich gar wiederholen.
Auch sein Roman „Hass und Versöhnung“ handelt von diesem Thema und erzählt die Geschichte von Emil Landmann, einem ehemaligen Neonazi, und der überlebenden Zeitzeugin Anne Schöps, die sich gegenseitig ihre Lebensgeschichten berichten. Anne Schöps hat als Kind die Judenverfolgung der Nationalsozialisten überlebt und dabei ihre Eltern verloren. Emil Landmann ist schon in seiner Jugend immer weiter in die rechte Szene abgerutscht, sodass er schließlich wegen seiner rassistisch motivierten Taten ins Gefängnis kam. Nun treffen diese beiden unterschiedlichen Menschen aufeinander und ermöglichen den Lesern einen Einblick in ihre Welt.
Dazu liest Reiner Engelmann zu Beginn seiner Lesung den Prolog des Buches vor und erläutert anschließend die weitere Handlung:
Emil Landmann sitzt als Angeklagter im Gerichtssaal und wartet auf seine Verurteilung. Als Straftaten werden zahlreiche rassistisch motivierte Handlungen aufgezählt, darunter schwere Körperverletzung und illegaler Waffenbesitz.
Während Emils Geschichte die eines Täters ist, ist Annes Geschichte die eines Opfers.
Als Jüdin wurde sie von den Nationalsozialisten verfolgt und musste ihre Kindheit hinter sich lassen. Anne Schöps hat viel zu früh gelernt, was es bedeutet auf der Flucht zu sein und sich immer verstecken zu müssen. Dank des Einsatzes und der Hilfe ihrer Eltern ist es ihr gelungen, dem sicheren Tod in einem Konzentrationslager zu entfliehen. Für diese Tat, den Schutz ihres Kindes, haben Annes Eltern ihr Leben gelassen. Doch in einem Kinderheim fand sie ein vorübergehendes Zuhause und überlebte den Zweiten Weltkrieg. Nun klärt sie viele Menschen in Gesprächen darüber auf, was für Schrecken diese Zeit mit sich brachte. Einer dieser Menschen ist auch Emil Landmann.
Nach der interessanten Lesung hatten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, mit dem Autor ins Gespräch zu kommen.
So stellten sie zum Beispiel auch die Frage, wie die Personen, deren Geschichten für dieses Buch abgewandelt wurden, auf diese Lektüre reagiert haben. Daraufhin erzählte Reiner Engelmann, dass Henriette Kretz als Holocaust-Überlebende die Vorlage für die Geschichte von Anne Schöps gab. Sie selbst sei von der Lektüre fasziniert und begeistert, da auf diese Weise viele Menschen von ihrer Geschichte erfahren und somit verhindert wird, dass weitere unschuldige Menschen ein solches Schicksal erleiden müssen. Auch in den Augen Emil Landmanns, dessen wahre Identität geschützt bleiben soll, ist das Buch informativ und zeigt, wie man einerseits leicht manipuliert werden und in die rechte Szene geraten kann, andererseits aber oft nur schwer zurück in die Normalität findet
Reiner Engelmann wurde zudem auch nach seiner Meinung zu der politischen und gesellschaftlichen Situation von Antisemitismus und Rassismus auf dem Hunsrück befragt. Diese beantwortete er mit einem Wort: „Furchtbar“. An Schulen würde leider oft nach wie vor nicht ausreichend gegen Gewalt und Mobbing auf der Basis von Rassismus vorgegangen werden.
Aus diesem Grund beendete er seine Lesung mit den direkten Worten an sein Publikum „Ihr habt eure Zukunft noch vor euch, macht etwas aus ihr“.