Lesetage am HJG mit Stefan Gemmel
Gleich zwei Tage besucht der Hunsrücker Kinder- und Jugendbuchautor in diesem Jahr unsere Schule, genauer gesagt die Mediothek, um unsere Schüler aus den Stufen 6 und 7 mit seinem Buch „Befreiungsschlag“ vertraut zu machen. Selbstverständlich finden die Lesungen unter Einhaltung der aktuellen Coronaregeln statt.
In dem Buch wird die Geschichte straffällig gewordener Jugendlicher dargestellt. Nachdem die betroffenen Jugendlichen verurteilt sind, haben Sie die Wahl zwischen Gefängnis und einem sog. Anti-Gewalt-Training (AGT). Stefan Gemmel hat zunächst selbst ein Jahr lang ein AGT begleitet und währenddessen die acht teilnehmenden Jugendlichen persönlich kennengelernt. Daraus ist ein Roman entstanden, der behutsam Einblicke in die tatsächliche Erlebniswelt vieler Jugendlicher und in die Entstehung von Gewalt gibt. Zugleich werden mögliche Auswege aufgezeigt. Zusammen mit dem AGT-Trainer Uwe Zissener hat Stefan Gemmel das Buch geschrieben. In einem „Lese-Marathon“ von insgesamt sechs zweistündigen Lesungen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen beschäftigen sich so je zwei Klassen mit der Problematik straffällig gewordener Jugendlicher, ihrer Geschichte sowie insb. mit möglichen Perspektiven. Zu dem Roman sagt der Autor selbst: „Ich habe durch die Gespräche und Übungen mit den Jugendlichen sehr viel über mich selbst gelernt und sehe viele Dinge und Diskussionen in einem völlig anderen Licht.“
Während der Lesungen bezieht Stefan Gemmel unsere Schüler in einem Rollenspiel mit ein. In diesem werden einige Schüler mit einem Gummiband miteinander verbunden. Anhand dieses „Konfliktbandes“ zeigt er in einer Übung, wie Gewalt entstehen kann. Eine weitere Übung aus dem echten AGT, die nur als Team bewältigt werden kann, soll unsere Schüler für das Erleben der straffällig gewordenen Jugendlichen sensibilisieren. Übrigens hat die Mehrzahl der teilnehmenden Jugendlichen das AGT erfolgreich durchlaufen, womit die Teilnehmer sich selbst eine neue Lebensperspektive ermöglichen.
Mit seiner lebhaften nahezu schauspielerischen Darstellungsweise gelingt es Gemmel, seine jungen Zuhörer über die ganze Zeit der 90-minütigen Darbietung mit ihren eigenen Fragen, Emotionen und z. T. mit ihrem eigenen Erleben des Themas Mobbing in Verbindung zu bringen und zu fesseln. Die Aufmerksamkeit der Schüler nutzt der Autor, um Ihnen andere Möglichkeiten zu zeigen, mit Konflikten umzugehen sowie die eigenen Emotionen gewaltfrei unter Kontrolle zu bekommen.
„Lieber Herr Gemmel, schade, dass die Lesung jetzt zu Ende ist. Aber das Thema, das uns ziemlich unter die Haut gegangen ist, wird uns bestimmt weiterhin beschäftigen. Doch Sie haben uns geholfen, Abläufe besser zu verstehen und Sie haben uns ermutigt, Worte zu finden und offener und angstfreier über ein Thema zu reden, von dem noch mehr Schüler betroffen sind. Vielen herzlichen Dank dafür!“
Am Ende der sehr bewegenden und lebendigen Lesung liegen bereits handsignierte Autogramme bereit und unsere Schüler bedanken sich bei Stefan Gemmel mit großem Applaus!