01 Feb 2022

Meet a jew – Besuch von zwei jungen jüdischen Frauen am Herzog-Johann-Gymnasium

Im Rahmen des Projektes „1700 Jahre Judentum in Deutschland – Gemeinsam gegen Rassismus und Antisemitismus“ besuchten Lisa (19) und Slata (18), zwei junge jüdische Frauen aus Frankfurt, am 24. 1. 2022 die Klassen 8c und 8e des Herzog-Johann-Gymnasiums, um den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in ihr Leben als Mitglieder der jüdischen Gemeinde zu geben und sich deren Fragen zu stellen.

Erfrischen offen und ohne Berührungsängste präsentierten sich die angehenden Studentinnen den beiden Klassen, die sich nach deren alltäglichem Leben, ihren Hobbys, den jüdischen Festen und Feiern erkundigten, aber auch wissen wollten, ob die beiden bereits selbst Anfeindungen oder Antisemitismus erlebt hätten. Slata und Lisa erzählten, dass sie den jüdischen Kindergarten und die jüdische Schule in Frankfurt besucht hätten, die – genau wie die Synagoge – unter strengem Polizeischutz stehe. In der Schule stehe unter anderem Ivrit, das moderne in Israel gesprochene Hebräisch auf dem Lehrplan. Beide gaben an, dass sie ein Mitglied der Jewish Community seien, auch wenn sie nicht jede Woche in die Synagoge gehen würden.

Sie berichteten, dass es für sie und ihre Bekannten und Freunde nicht möglich sei, in Deutschland mit einer Kippa oder einem Davidstern als Zeichen ihrer Religionszugehörigkeit auf die Straße zu gehen, da man stets fürchten müsse, angepöbelt, bedroht oder verprügelt zu werden. So sei eine von ihnen auch schon selbst in ihrem Sportverein von einem Teammitglied als Jüdin beschimpft worden.

Israel ist für beide ein faszinierendes Land, das sie im Rahmen einer Klassenfahrt besucht haben. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könnten, einen Wehrdienst abzuleisten, wie es für viele Israelis oft selbstverständlich ist, antworteten sie, dass man eher daran arbeiten sollte, dass man keine Armeen mehr brauche als dass man eine Wehrpflicht benötige.

Den Schülerinnen und Schülern ist nach diesem Gespräch sehr deutlich geworden, dass sie einerseits mit zwei jungen Frauen gesprochen haben, mit denen sie viele Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte haben, auf der anderen Seite haben sie aber auch erkannt, wie wenig wir oft noch von dem jüdischen Leben, Brauchtum und den jüdischen Mitmenschen in Deutschland wissen und wie häufig sich diese oft noch mit Stereotypen, Klischees und Vorurteilen auseinandersetzen müssen.