Verdunfahrt 2019
Es war Freitag der 13.09.19: Totenstille. Das spürt man, wenn man bemerkt, was sich hier vor etwa 100 Jahren abgespielt hat. Stehend auf einem Feld übersät mit tausenden Kreuzen. Jedes einzelne Zeugnis eines gefallenen Soldaten. Gefallen in der Hölle von Verdun.
Müde kamen die Schüler und Schülerinnen der 10. Jahrgangsstufe morgens um 5:45 Uhr an den Busbahnhof in Simmern. Trotz der frühen Abfahrtzeit waren alle sehr motiviert für dieses vielleicht einmalige Erlebnis. Nach etwa 3 ½ Stunden Fahrt bekamen wir den ersten Kriegsschauplatz vom Busfenster veranschaulicht. Herr Hinze erzählte, wie es dort damals ausgesehen hatte. Man sah also den ersten deutschen Friedhof mit den gefallenen Soldaten. Die Kreuze der deutschen Gefallenen sind schwarz. Dieser Anblick verlief über Hunderte von Metern entlang unserer Straße zu unserem ersten Ziel: dem Fort Douaumont.
Für die Klassen von Frau Jung, Herrn Hinze und Herrn Kaiser war dies das erste Besichtigungsziel. Nachdem der Eintritt bezahlt war, traten wir in die 1913 erbaute Festung ein. Sie war damals wichtigster Bestandteil des Verteidigungsgürtels vor Verdun und wurde erbaut, um einen deutschen Angriff abzuwehren.
In dem Fort war es kalt, nass und düster, also nicht sehr einladend. Unsere Geschichtslehrerin Frau Werschke führte uns durch den Irrgarten aus Gängen, ehemalige Unterbringungen der Soldaten und an einem Geschützturm vorbei. Frau Werschke veranschaulichte uns das Knallen beim Einschlag bzw. Abschuss einer Granate im Fort anhand einer Blechplatte, welche sie auf den Boden fallen ließ. Das Geräusch war erstaunlich laut und es gab uns ein Gefühl dafür wie viel lauter es vor 100 Jahren dort für die Soldaten gewesen sein muss. Die Wände wurden damals 5 Meter dick verbaut, woran man heute sehr deutlich erkennen kann, wie brutal dieser Krieg damals war. Das ganze Land wurde komplett einmal ,,umgekrempelt“ und man kann im ganzen Gebiet noch sehr gut die Narben des Krieges beobachten.
Unser nächstes Ziel war das Beinhaus mit dem Friedhof der gefallenen französischen Soldaten. Hier ruhen die Gebeine von ca. 130.000 Toten, wobei auch auf dem angrenzenden Friedhof noch ca. 16.000 klar identifizierte französische Soldaten begraben sind. Die Atmosphäre auf diesem Platz war sehr düster und ergreifend. Es ist unglaublich zu sehen, welche drastischen Folgen ein Krieg mit sich zieht.
Nach einer kurzen Pause bekamen wir alle eine Eintrittskarte des Mémorial und konnten die zwei Stockwerke des Museums frei erkunden. In der Ausstellungshalle sahen wir einen Film, der uns näher veranschaulichte, mit welchen Qualen die Soldaten damals zu kämpfen hatten. Hinzu kamen mehrere Reliquien aus dem Krieg wie Waffen, Uniformen und persönliche Gegenstände der Soldaten. Als wir uns in diesen Räumen alles anschauten, wurde uns sehr mulmig, da wir uns gut vorstellen konnten, wie sehr ein Soldat unter solchen Verhältnissen damals litt. Am meisten schockierte uns ein Film, welcher die physischen und psychischen Schäden der Soldaten veranschaulichte. Mehrere Soldaten litten unter Kriegs-verstümmelungen sowie am sogenannten Kriegszittern.
Nachdem wir etwa 1 Stunde im Museum verbracht hatten, machten wir uns auf den Weg zu dem heute nicht mehr erkennbaren Ort Fleury-devant-Douaumont. Dieser wurde 1916 komplett zerstört, sodass nicht mal mehr die Grundmauern stehen geblieben sind. Im Durchschnitt fielen etwa 1000 Granaten pro Quadratmeter auf dieses 400 Einwohner-Dorf, was ungefähr der Größe von Kümbdchen entspricht. Anhand von alten Karten konnte man noch den Standpunkt einzelner Gebäude festlegen. Würde dort keine Gedenkkapelle stehen, könnte man nicht erkennen, dass dort überhaupt mal ein Dorf existierte.
Um ca. 15:30 Uhr fuhren wir dann nach Simmern zurück. Dieser Tag war für alle ein äußerst bereichernder Ausflug in die Vergangenheit. Um 19:00 Uhr kamen wir erschöpft, nachdenklich und voller neuer Eindrücke in Simmern an.